Hannoversches Wochenblatt

Zu Hause: Kinderheim mit Familienanschluss

In der Regel haben die Jungen und Mädchen einen langen Leidensweg hinter sich: erlebte Gewalterfahrungen, Enttäuschungen, Missbrauch, sexuelle Gewalt, extreme Vernachlässigung und Verwahrlosung sind oftmals reale Negativerfahrungen, bevor sie in die Einrichtung kommen.
“Die Kinder haben ganz einfach das Urvertrauen in die Erwachsenen verloren. Beziehungsabbrüche waren für sie ander Tagesordnung”, sagt Amthor und gibt ein Beispiel: “Ein Junge hatte während seiner ‘Laufbahn’ im Heim schon über 30 verschiedene Bezugspersonen erleben müssen, nicht zuletzt durch die hohe Fluktuation in den Institutionen.”
Der “Ersatzvater” will daher den traumatisierten beziehungs. und auch bindungsgestörten Mädchen und Jungen unger familienähnlichen Bedingungen, quasi wie in einer “Großfamilie”, mit professioneller pädagogischer Betreuung begegnen.
Und zwar rund um die Uhr: Um eine möglichst weit gehende individuelle und intensive Betreuung zu gewährleisten, lebt Amthor mit den Kindern unter einem Dach und steht somit durchgehend als Ansprechpartner in allen Lebenslagen zur Verfügung. Unterstützt wird er dabei von vier weiteren pädagogischen Fachkräften, die außerhalb des Kinderhauses wohnen.
Darüber hinaus sieht das familienanaloge Konzept nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen vor. “Verlässliche Beziehungen sind für die Kinder unverzichtbar. Erst dann”, betont Amthor, “können sich Vertrauensverhältnisse bilden, die die jungen Menschen psychosozial stabilisieren.”
Oberstes Ziel sei in diesem Zusammenhang neben der Verlässlichkeit die Stabilisierung der Persönlichkeit, aber auch die Hilfe zur Selbsthilfe, betont Amthor, für den eine Arbeit mit geregeltem Tagesablauf und ein Feierabend ein Fremdwort ist.
Ein Problem sei die in den letzten Jahren angestrebte beschleunigte Familienzurückführung des Fachbereichs Jungend und Familie, klagt der hauptberufliche Familienvater. “Die Kinder brauchen in der Regel mindestens ein halbes Jahr, bis sie ‘aufgetaut’ sind”, weiß Amthor.
Für einige von Ihnen bleibt es die “Alternativfamilie” bis ins Erwachsenenalter hinein.

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